Herzschwäche bei der Katze

Bei Verdacht einer Herzschwäche solltest du auf jeden Fall eine(n) TierärztIn aufsuchen

Diagnose und Therapie von Herzerkrankungen bei Katzen

Babum, babum, babum … der kleine Muskel namens „Herz“ hat allerlei zu leisten – natürlich auch bei unseren Kätzchen. Zudem steht das Organ sinnbildlich für unsere Liebe zu unseren Samtpfoten. Die Diagnose Herzschwäche bzw. Herzinsuffizienz trifft uns somit besonders hart, denn das bedeutet, dass der kleine Lebensmotor der Mieze ins Stottern geraten ist.

Die Herzschwäche per se ist in einem Frühstadium nur schwer zu erkennen. Selbst eine unüblich schnelle Atemfrequenz nehmen die meisten Tierbesitzer leider zunächst nicht als abnormal wahr. Häufig fallen deshalb erst nach einem Herzversagen schwerwiegende Folgesymptome auf, die dann für die Samtpfote bereits lebensbedrohlich sind. Es kommt mitunter zu Atemnot, Herzrhythmusstörungen bis hin zu Lähmungen. Auch ein plötzlicher Tod kann bei einer zuvor langen unerkannten Herzerkrankung eintreten und kommt für betroffene Katzenhalter meist völlig unerwartet.

Da es zig unterschiedliche Herzerkrankungen gibt und davon noch einige Variationen zusätzlich, können wir in diesem Beitrag nur eine Auswahl der häufigsten Erkrankungen vorstellen. Bei Verdacht einer Herzschwäche solltest du aber auf jeden Fall eine(n) TierärztIn aufsuchen. Erst eine gründliche Untersuchung gibt Aufschluss über Form und Schwere der Krankheit.

Ursachen und Krankheitsbilder einer Herzinsuffizienz bei Katzen

Sprechen wir von einer Herzinsuffizienz, muss zwischen einer angeborenen und einer erworbenen Herzerkrankung unterschieden werden. Ist die Schwäche angeboren, leidet bereits das neugeborene Katzenbaby an ihr. Das lässt jedoch nicht den Folgeschluss zu, dass eine erworbene Krankheit keinen genetischen Ursprung haben kann. Die „erworbene“ Herzinsuffizienz ist nur nicht bereits seit Geburt vorhanden. Die Begrifflichkeit wird daher mehr als eine zeitliche Einordnung verstanden.  

Kongenitale Herzerkrankungen

Typische angeborene Erkrankungen des Herzens bei Katzen sind der VSD (Ventrikelseptumdefekt) und die AV-Klappendysplasie (Atrioventrikularklappendysplasie). Beide Erkrankungen haben ihren Ursprung bereits in der Fetus-Entwicklung, in der es zu Missbildungen der inneren Organe bzw. speziell in unserem Fall des Herzens kam.  

Ventrikelseptumdefekt bei Katzen

Bei dem VSD handelt es sich um ein Problem des Druckausgleichs zwischen der linken und der rechten Herzkammer. Verursacher ist ein mehr oder minder großes Loch in der Trennwand. Quasi ein unvollständiger Verschluss des ventrikulären Septums, wie der Name besagt. Je größer das Loch ist, desto schwerwiegender ist auch die Krankheit. Ein sehr kleiner Ventrikelseptumdefekt verursacht hingegen meist gar keine Auswirkungen und kann sich unter Umständen im ersten Lebensjahr der Katze von selbst verschließen.

Steigt der Druck mit der Größe des Lochs in der linken Kammer, verursacht das einen Rückfluss des sauerstoffreichen Bluts zurück in die rechte Herzkammer. Dadurch strömt mehr Blut als normal durch den Lungenkreislauf. Das nennt man dann Links-Rechts-Shunt. In schlimmen, aber zum Glück bei Katzen sehr seltenen Fällen, nimmt das Volumen durch die stärkere Pumpleistung der rechten Herzhälfte immens zu und drückt auf die Lungengefäße. Ein pulmonaler Hochdruck kann entstehen, der zu einer Umkehr der Fließrichtung des Blutes führt (Rechts-Links-Shunt).

Viele VSD-Katzen sind asymptomatisch und einige der Miezen benötigen auch im weiteren Lebensweg keine Behandlung. Treten im späteren Krankheitsverlauf jedoch klinische Symptome auf, befinden sich etwa 40% der Katzen bereits im Stadium des kongestiven Herzversagens. Mögliche Anzeichen sind beschleunigte Atmung bzw. Atemnot, Inappetenz und allgemeine Ermüdungserscheinungen. Meist ist zudem ein lautes holosystolisches (während des gesamten Zusammenziehens des Herzmuskels andauerndes) Herzgeräusch mit dem Stethoskop wahrnehmbar. Ca. die Hälfte der an VSD erkrankten Katzen haben darüber hinaus weitere angeborene Fehlbildungen der Organe.

AV-Klappendysplasien bei Katzen

Die zweithäufigste angeborene Missbildung des Herzens bei Katzen sind Dysplasien der AV-Klappen. Die betroffenen Segelklappen befinden sich zwischen dem Vorhof (Atrium) und der Herzkammer (Ventriculus cordis) und werden deshalb AV-Klappen bzw. Atrioventrikularklappen genannt. Bei einer Missbildung der Klappen kann nur eine der Segelklappen (Mitral- oder Trikuspidalklappe) betroffen sein, aber auch eine Deformation beider Klappen und des Klappenringes auftreten. Die Insuffizienz einer AV-Klappe führt mitunter zu einem hörbaren Herzgeräusch rechts (durch die Trikuspidalklappe) oder links (durch die Mitralklappe). Ist die Öffnung der Mitralklappe eingeengt (=Mitralstenose), kann in manchen Fällen zudem ein diastolisches (während der Füllungsphase mit Blut) Herzgeräusch gehört werden.

Erworbene Erkrankungen der Herzklappen

Erworbene Herzklappenerkrankungen kommen bei Katzen eher selten vor. Häufig mischen sich auch die Krankheitsbilder, sodass manch eine erworbene Klappeninsuffizienz als Folge einer Kardiomyopathie gilt. Kardiomypathien – krankhafte Veränderungen am Herzmuskel – kommen hingegen viel häufiger bei unseren Miezen vor, sodass wir ihnen einen eigenen Artikel gewidmet haben. Der Vollständigkeitshalber wollen wir hier jetzt noch zwei Herzklappenerkrankungen bei Katzen vorstellen:

Endokarditis

Diese seltene Herzklappenschwäche bei Katzen rührt von einer Entzündung der Herzinnenhaut (Endokard) her. Im Gegensatz zu Hunden kann die Endokarditis bei Katzen chronisch verlaufen. Meist ist eine Erkrankung auf Bakterien (häufig Bartonellen) zurückzuführen, jedoch können in wenigen Fällen auch Pilze und wandernde Parasitenlarven zu einer Entzündung führen. Die Symptome der bakteriellen Endokarditis sind eher unspezifisch (Apathie, Inappetenz, ev. erhöhte Atemfrequenz) und fehlen unter Umständen in der Diagnostik sogar gänzlich (keine Erhöhung der Entzündungszellen, negative Blutkultur usw.). Trotz der medikamenteller Behandlung des Erregers, ist die Prognose eher schlecht – es sind nur wenige Fälle bekannt, in der eine vollständige Heilung beschrieben wird.

Endokrinologische Erkrankungen mit Auswirkung auf das Herz

Endokrinologisch bedeutet so viel wie: durch Hormone verursacht oder beeinflusst. Ein Beispiel dafür sind sekundäre Kardiomyopathien. Sie können unter endokrinologischer Wirkung auftreten. Deshalb zählen nicht nur bei Katzen mit hypertropher Kardiomyopathie, die älter als 8 Jahre sind, Blutdruckmessung, T4-Bestimmung und Untersuchungen der Nierenfunktion zu den Routineuntersuchungen. Als erstes kommt uns folglich die bekannteste Stoffwechselerkrankung bei Katzen – die Hyperthyreose – in den Sinn.

Hyperthyreose bei Katzen

Es handelt sich dabei um eine krankhafte Überfunktion der Schilddrüse, die zu zahlreichen Beschwerden führen kann. Hyperthyreose tritt vor allem bei älteren Miezen auf und betrifft ab dem 13. Lebensjahr etwa jede 4. Katze. Nachdem der aus dem Gleichgewicht gebrachte Stoffwechsel im Krankheitsverlauf diagnostiziert wird, steht das Herz gleich zu Beginn der Therapie mit unter Beobachtung des/ der behandelnden TierärztIn. Grund dafür ist, dass Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion mitunter aufgrund des hohen Blutdrucks eine schwere Herzmuskelerkrankung – siehe hypertrophe Kardiomyopathie – entwickeln können. In fortgeschrittenen Fällen führt die Hyperthyreose somit unter Umständen zum Herzversagen.

Felines Cushing-Syndrom

Das Cushing-Syndrom ist eine Funktionsstörung der Hypophyse oder auch Hirnanhangsdrüse. Meist wird die Drüsenstörung durch Hypophysentumore verursacht – bei Katzen sind das typische Zweitkrebserkrankungen, so genannte sekundäre Neoplasien (Neubildung von Zellen bei Tumoren) des Gehirns. Diagnostiziert wird die Erkrankung häufig, weil sich eine Diabetes-Erkrankung schlecht bis gar nicht (aufgrund von Insulinresistenz) einstellen lässt. In über 90% der Fälle, leiden die Miezen dann schon an Symptomen von Kardiomyopathien. Das können ein systolisches Herzgeräusch, ein Galopprhythmus sowie Anzeichen eines kongestiven Herzversagens sein. Von einer Erkrankung sind insbesondere ältere kastrierte Kater betroffen.

Neben den vorgestellten Erkrankungen gibt es noch mannigfache Variationen und Abhängigkeiten, zum Beispiel als Sekundärerkrankungen. Wir belassen es jedoch zunächst bei unseren Beispielen und widmen uns den Diagnosemethoden und den Therapien einer Herzerkrankung bei Katzen.

Diagnose und Therapie von Herzerkrankungen bei Katzen

Oft sind Herzerkrankungen unserer Vierbeiner nicht heilbar oder wir erkennen sie zu spät. Es können somit häufig lediglich Symptome abgemildert oder bei Sekundärerkrankungen die Ursachen beseitigt oder abgeschwächt werden. Sprich also offen mit deinem/deiner TierärztIn über Art, Umfang, Dosierung und Dauer einer Therapie für deinen Schützling und lasse dich bei Verdacht einer Herzerkrankung deiner Katze zu einem Spezialisten überweisen. Auch wenn die Diagnose bei Herzerkrankungen überwiegend mit technischen Mitteln, wie die Echokardiografie (wichtig zum Beispiel zur Diagnose asymptomatischer Veränderungen sowie zur Differenzierung der verschiedenen Kardiomyopathieformen), das EKG oder interventionelle Fluoroskopie gestellt wird – die Anamnese ist auch in der Veterinärkardiologie ein wichtiger Anhaltspunkt. Gab es schon einmal Beschwerden? Gibt es Vorerkrankungen? Die aus deinen Informationen entwickelten Erkenntnisse weisen dem/der TiermedizinerIn den Weg für das weitere Vorgehen. Auch Differenzialdiagnosen können somit leichter in Betracht gezogen werden.

Erstes Abhorchen des Herzens von Katzenwelpen

Ein erstes Abhorchen, auch Auskulation genannt, soll Aufschluss über wahrnehmbare Abnormitäten und Arrhythmien bzw. Dysrhythmien des Katzenherzens geben. Es gehört zur Basisuntersuchung und ist auch Bestandteil der Grunduntersuchung von Katzenbabys und Jungtieren. Ein Großteil, der von angeborenen Herzerkrankungen betroffenen Kätzchen, kann so bereits in der 8. bis 16. Lebenswoche entdeckt werden. Da die meisten Kardiomyopathieformen der Katzen sehr lange ohne Herzgeräusch einhergehen, ist das reine Abhören bei älteren Vierbeinern jedoch nicht ausreichend und jede Katze sollte ab dem 8. Lebensjahr einmal im Jahr einem Kardiologen vorgestellt werden.

Ultraschall des Katzen-Herzes

Für die Ursachenforschung ist bei allen Erkrankungen die Echokardiografie – also der Ultraschall des Herzes – die erste Wahl der Screeningmethoden. In der Echokardiografie werden Schallwellen ausgesendet, die von den unterschiedlichen Herzgeweben und den -kammern verschieden stark zurückgeworfen werden. Das Echo der Schallwellen zeigt sich als ein bewegtes Schwarz-Weiß-Bild auf dem Monitor. Hat die Katze Atembeschwerden, kann die Röntgenuntersuchung Lungenprobleme oder Tumore zeigen. Diese Untersuchungsmethoden am Herzen kann jedoch in den meisten Fällen nur ein/eine SpezialistIn für Haustierkardiologie leisten. Schau also ab einem Alter von 8 Jahren mit deinem Lieblingstier auch mal bei einem/einer HerzdoktorIn vorbei und lass deine Samtpfote durchchecken.

Durch regelmäßige Checks können Herzerkrankungen rechtzeitig erkannt werden | Lieblingstier

Weiß dein/deine TierärztIn welche Herzerkrankung dein Lieblingstier hat, gibt es je nach Fall unterschiedliche Behandlungsmethoden. Bei einer akuten Herzschwäche der Katze braucht die Samtpfote zum Beispiel ein Mittel, das die Herzkranzgefäße erweitert. Handelt es sich um einen unregelmäßigen Herzschlag, helfen sogenannte Antiarrhythmika. Zudem können blutdrucksenkende Mittel das Herz deiner Katze entlasten oder Herzglykoside den Herzmuskel stärken. Instabile Samtpfoten müssen rund um die Uhr bewacht werden und gehören daher in eine Tierklinik oder eine Intensivstation für Vierbeiner.

Prävention nicht möglich

Leider lässt sich im Allgemeinen einer Herzinsuffizienz bei einer Katze nicht vorbeugen. Wir raten dir daher die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen mit deinem Liebling wahrzunehmen und stets gut auf Veränderungen Acht zu geben. Bei Katzen ist das erste Zeichen einer Herzerkrankung häufig eine leicht erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe). Der so genannte Provokationstest kann dir eventuell helfen die dadurch bedingte geringere Leistungsfähigkeit deines Lieblings richtig zu deuten. Motiviere deine Katze einen Laserpointer zu jagen. Fängt die Mieze nach kurzer körperlicher Aktivität an zu hecheln, kann das ein Zeichen für eine Herzerkrankung sein. Am besten lässt du dich beraten, wie du Erkrankungen anhand der Atmung identifizieren kannst. Schon die kleinsten Auffälligkeiten helfen deiner/deinem TierärztIn die beste Behandlung zu gewährleisten.

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